


STIFTUNG BURG
TANNRODA
Erlebe die Magie des Ortes
Zusammen leben - eine Vision

Eine Kindheitserinnerung
Besinnung auf traditionelle Werte, welche heute wieder modern erscheinen
Basis eines modernen kooperativen Gemeinschaftsgedanken für das Leben auf Burg Tannroda
Meine Großeltern väterlicherseits hatten einen Bauernhof bei Hannover. Ich erinnere mich noch recht intensiv an das Hofleben dort Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre. Damals ging es noch recht traditionell auf dem Hof zu. Wir hatten zwei Lastpferde, einige Kühe, Schweine und Hühner und ein paar Morgen Land, welches - schon damals völlig antiquiert - noch mit Pferden bestellt wurde.
Insgesamt waren 6 Menschen auf dem Hof tätig: meine Großmutter, eine Köchin, ein Stallknecht, eine Magd, ein Vorarbeiter und 2 Erntehelfer, welche zum Teil nur gegen Kost und Logis beschäftigt waren. Geleitet wurde der Hof von meiner Großmutter. Zentrale Figur war die Köchin.
Der zentrale Raum, in dem sich das gesamte soziale Leben abspielte, war eine große Küche mit einem langen Holztisch, welcher Platz für 12-14 Personen bot, denn neben dem Mitarbeiter:innen gab es die Großeltern und Kinder sowie Gäste, die mitaßen.
Sowohl die Köchin als auch mein Urgroßvater waren quasi immer da und ansprechbar für jeden, der Probleme hatte, oder einfach nur ein Pläuschchen halten wollte.
Wer in die Küche kam, bekam ohne großes Aufheben Gemüse zum Putzen oder Teig zum Kneten vorgesetzt, musste den Tisch decken oder abwaschen. Das war selbstverständlich und ermöglichte der Köchin, ihren “sozialen Verpflichtungen” nachzukommen, denn neben Problemlösungen, Streitschlichtungen, pflegerischen Aufgaben wie Wundversorgung oder die Versorgung Bettlägeriger, war sie auch die Beraterin meiner Großmutter in wirtschaftlichen Fragestellungen.
Alle Mitarbeiter:innen lebten auf dem Hof. Je nach Bedarf verfügten sie über ein oder zwei eigene Zimmer, deren Betreten durch Dritte absolut tabu war. Als Kind war ich sehr neugierig, was sich in diesen Zimmern wohl verbarg, aber ich erhielt nie Zutritt und könnte nur ein einziges Mal einen Blick in das Doppelzimmer der Köchin erhaschen, welche dort mit ihrem Mann lebte. Es war sehr romantisch eingerichtet.
Jede Mitarbeiter:in auf dem Hof hatte ihren festen Verantwortungsbereich. Meine Oma kümmerte sich um den Gemüsegarten, die Hühner und die Buchführung, Mimi um die Küche und die soziale Vernetzung, die Magd hielt Haus und Hof sauber, der Stallknecht kümmerte sich um das Vieh und der Vorarbeiter zusammen mit den Erntehelfern um die Bestellung des Landes. Außerdem war er für die Reparatur der Maschinen und Werkzeuge zuständig. Zusammen mit meinem Großvater, welcher sein Geld als Landhändler verdiente und nur am Wochenende auf dem Hof war, reparierte und sanierte er die Gebäude.
Auf dem Hof wurde viel gefeiert. Dazu wurden Freunde, Verwandte, Nachbarn und Kunden eingeladen. Die Feiern wurden in der Scheune durchgeführt, welche dazu jahreszeitlich passend liebevoll gestaltet wurde. Wer von weiter weg angereist kam, konnte im Gästezimmer oder auf dem Heuboden übernachten. Kinder durften den Heuboden allerdings nicht unbeaufsichtigt - vor allem wegen Verletzungs- und Brandgefahr - betreten (was wir natürlich trotzdem taten).
Das Leben auf dem Hof war arbeitsreich und konnte nur deswegen bewältigt werden, weil alle ihren Verantwortungsbereich hatten und sich gegenseitig unterstützten. Monetär waren die Beteiligten nicht sehr anspruchsvoll, im Ausgleich dazu gab es ein reiches soziales Miteinander und gleichwertige Zugehörigkeit unabhängig von Rang und Bildung.
Die Koordination der Arbeitsabläufe wurde nach dem Mittagessen besprochen. Es wurde berichtet, wenn eine Maschine kaputt gegangen war, ein Pferd lahmte oder jemand Unterstützung in seinem Arbeitsbereich brauchte. Zu manchen Zeiten waren ALLE im Gemüsegarten, auf dem Feld, in der Küche oder eben dort, wo gerade Not am Mann war. Nur in selten Fällen musste Hilfe von außen dazu geholt werden. Auch die Lebenspartner, welche außerhalb ihr Geld verdienten, mussten hin und wieder am Abend oder am Wochenende mit anpacken.
Antje